Die Zeit, da man langes, geflochtenes Haar hochsteckte, gehörte der Vergangenheit an. In Europa verbreitete sich eine fast einheitliche Haarmode. Was schon vereinzelt vor dem Ersten Weltkrieg in Frankreich von Tänzerinnen getragen, als geschmacklos abgelehnt worden war, das erfuhr durch Coca Chanel, die selbst im Nachtleben getingelt hatte, seine Legitimation - der Bubikopf, auch Bob genannt.
Hierzulande machte Asta Nielsen, die große Stummfilmdarstellerin, diese 20er Jahre Frisur salonfähig. Die Bilder ihrer Hamlet-Darstellung kennen Sie sicher. Allen voran muss die amerikanische Schauspielerin Louise Brook genannt werden. Sie war die Verkörperung des damaligen Frauentyps schlechthin, anziehend für Männer und Frauen gleichermaßen. Der Haarschnitt, kurz, glatt und für den Abend auch androgyn mit Gel gefestigt, war von den Männern durchaus nicht gleich begeistert aufgenommen worden. Die Frauen wurden in Anlehnung an das französische Wort Garçon für Junge, Garçonne genannt, nicht gerade schmeichelhaft.
Doch aufzuhalten war diese Strömung nicht. Im Gegenteil, es gab die Frisuren der 20er Jahre bald in ganz verschiedenen Varianten, mit und ohne Stirnfransen, kinnlang mit Pony, auch mit Seitenscheitel wurden sie getragen. Damen mit schulterlangem Haar ließen sich Wasserwellen legen. Bemüht, die Herren versöhnlich zu stimmen, wurde eine einzelne Locke auf beiden Seiten des Gesichts drapiert - der Herrenwinker. Und es gab den so genannten Etonschnitt. Die Abendausgabe des Berliner Tageblattes beklagte im März 1926: "Der Etonschnitt ist augenblicklich der Haarschnitt der modernen Dame. Die Köpfe werden kleiner und kleiner und die Haare kürzer und kürzer."
Wussten Sie übrigens, dass es damals fast nur Männer gab, die das Friseurhandwerk ausübten? Vielleicht war das der Grund, dass die Salons sonntags geöffnet hatten, denn um die Kinder und das Essen kümmerten sich nach wie vor die Frauen.