Mit diesen frischen Farben schien die Welt aufzuatmen. Denn vorher war ja alles dunkel und grau (und bisweilen ziemlich braun). Vorher war Krieg. In Deutschland waren die Bombenschäden in den Städten zwar überall noch zu sehen und die Wunden waren noch frisch. Aber langsam stellte sich Normalität ein. Das Wirtschaftswunder bahnte sich an.

Die Deutschen richteten den Blick nach vorne. Es konnte ja nur besser werden - und irgendwie wurde auch alles besser: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten konnten sich die Menschen wieder "Design" leisten. Das, was heute als 50er Jahre Style eine Renaissance erlebt, war damals Ausdruck des großen Aufatmens, des bescheidenen Wohlstands, der sich einstellte. Zum ersten Mal konnten wieder Dinge gekauft werden. Modern und schön waren die, nicht nur nützlich - auch das ist der 50er Jahre Style. Der alte Muff kam aus den Zimmern - Eiche Rustikal hatte erst einmal ausgesorgt. In den Wohnzimmern fanden sich stattdessen zierliche Nierentischchen, kleine Sesselchen und der Gummibaum. Das Essen wurde zelebriert. Endlich musste nicht mehr gehungert werden. Clemens Wilmenrod ("Meine lieben, goldigen Menschen") feierte als erster Fernsehkoch Triumphe. Wir verdanken ihm den Toast Hawaii - Weißbrot, Schinken, und eine exotische Ananas, mit Käse überbacken. So lecker hatte es im Deutschland der Lebensmittelmarken (abgeschafft erst 1950) lange nicht mehr geschmeckt. Und dann das Wunder von Bern!